In Kontakt bleiben dank offenen Adoptionsformen

Was genau ist das Besondere an einer offenen Adoptionsform?

Offene Adoptionsformen ermöglichen den Kontakt zwischen den leiblichen Eltern und dem Kind mit seinen Adoptiveltern. Sie können auf verschiedene, für alle Beteiligten geeignete Weise, stattfinden. Allfällige Berührungsängste oder eigene Bilder werden einem Realitätscheck unterzogen und lassen keine Fantasien, Phantombilder oder grösser werdende «Gräben» zu. Das Kind wächst auf natürliche Weise mit einem realistischen Bild der leiblichen Mutter und/oder des leiblichen Vaters auf und hat die Chance, ihnen Fragen zu stellen. Geheimnisse oder Tabus entstehen so weniger als vielleicht bei herkömmlichen Adoptionen. Der Begriff «offene Adoption» umfasst verschiedene Möglichkeiten der Kontaktgestaltung, die vom anonymen Briefkontakt bis zu regelmässigen Treffen reichen. Wir sprechen daher von offenen Adoptionsformen.

Worin bestehen die Herausforderungen und die Chancen für die leiblichen Eltern?

Für die leiblichen Eltern bedeutet eine offene Adoptionsform oftmals eine grosse emotionale Herausforderung, da sie mit ihren eigenen Gefühlen von Mutterschaft oder Vaterschaft konfrontiert werden. Die Rolle der sozialen Eltern können sie nicht einnehmen. Daher müssen sie für sich eine neue Rolle definieren. Das soziale Umfeld reagiert vielleicht mit negativen Kommentaren. Auch damit müssen sie einen Umgang finden. Die Kontakte helfen dabei, den eigenen Verlust und die psychische Belastung der Adoptionsfreigabe zu bearbeiten und bestenfalls einen Heilungsprozess in Gang zu setzen. Dies ist auch auf andere Weise möglich. Zudem sind sie so ein Teil im Leben des Kindes.

Wie sieht das bei den Adoptiveltern aus?

Auf der Seite der Adoptiveltern bestehen besonders vor dem ersten Treffen mit den leiblichen Eltern Ängste und Bedenken. Beispielsweise, dass sich das Kind später einmal für die leiblichen Eltern als engste Bezugspersonen entscheiden und sich distanzieren. Obwohl diese Ängste aufgrund der spürbaren Bindung zum Kind unbegründet sind, stellt es dennoch für viele eine Herausforderung dar, sich hier zu öffnen. Die Praxis zeigt, dass eine offene Form der Adoption solche Ängste abbaut und die Beziehung zwischen Adoptiveltern und Kindern eher stärkt und vertieft. Die Adoptiveltern sind durch die Treffen früher und vielleicht auch häufiger mit den Fragen und Gefühlen der Kinder konfrontiert. Dies kann zu einer Offenheit und einer Vertrauensbasis innerhalb des Familiensystems führen, von welchem sie auch in anderen Situationen profitieren.

Die Kinder sind die Schwächsten in diesem Gefüge. Was sind ihre Themen?

Für die Kinder stellt die regelmässige Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft und der doppelten Elternschaft eine Chance für ihre Entwicklung dar. Sie kennen ihre Geschichte, lernen sie mit der Zeit einzuordnen und wachsen auf natürliche und bewusste Weise mit den verschiedenen Rollen der zwei Elternpaare auf. Die Identitätsbildung ist nicht oder weniger von fehlenden Puzzleteilen begleitet. Ihre Fragen können sie den leiblichen Eltern direkt stellen. Wichtig ist hier, dass die Erwachsenen dem Kind die Herkunftsgeschichte deckungsgleich und altersgemäss erzählen, damit sie für das Kind nachvollziehbar wird. Eine offene Adoptionsform ist keine Zauberformel und kann je nach Situation, Alter und Entwicklung auch herausfordernd für das Kind sein. Wachsen die leiblichen Eltern und die Adoptivfamilie mit der Zeit zusammen, können die soziale Zugehörigkeit und die Beständigkeit der Beziehungen für alle Beteiligten eine Bereicherung darstellen.

Wäre es nicht gut, wenn alle Adoptionen offen wären?

Offene Adoptionsformen können für die Identitätsentwicklung der Kinder hilfreich sein. Eine echte Offenheit der Beteiligten ist Voraussetzung. Wenn beispielsweise die Adoptiveltern gewillt sind, sie aber grosse Bedenken haben, kann sich dies auf die Kinder auswirken. Allfällige Bedenken und Erwartungen gilt es vorab zu klären und zu besprechen. Das Kindeswohl steht im Zentrum und die Kontakte dürfen es nicht gefährden. Bei einer Suchterkrankung, Krise oder psychischen Beeinträchtigung der leiblichen Eltern können offene Adoptionsformen eine zu grosse Herausforderung darstellen.

Wie kann PACH bei einer offenen Adoptionsform begleiten?

Die Fachmitarbeitenden von PACH arbeiten im Auftrag der zuständigen Stelle eine Vereinbarung mit allen Beteiligten aus, falls dies nicht bereits durch die Vormundperson oder die KESB passierte. Ebenso werden Briefe und Fotos in gegenseitiger Absprache weitergeleitet. Die Fachmitarbeitenden koordinieren die Treffen und begleiten sie, solange es dies braucht. Sie führen bei Bedarf Vor- und Nachgespräche mit den Beteiligten durch und stehen auch für Beratungen zur Verfügung, wenn die Treffen selbstständig durchgeführt werden.

Lesen Sie HIER die Geschichte von Lenny*. Seine Eltern erzählen, wie durch regelmässige Treffen eine besondere Bindung wächst, die allen Beteiligten viel bedeutet.

Für weitere Fragen dürfen Sie sich gerne an unsere Fachmitarbeiterinnen melden:

Telefon: +41 44 205 50 40, E-Mail: info@pa-ch.ch

Mo. bis Do. 10–12 Uhr und 14–16 Uhr

 

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